
Fangen wir an: Unter der Gürtellinie
– bedeutet zweierlei
1. Im Boxsport die Tabuzone. Darunter schlägt man nicht.
2. im Gespräch – auch die Tabuzone. Dort aber eindeutig mit sexuellem Hintergrund. D.h., man spricht nicht drüber.
Eine höchst liebenswerte Therapeutin meinte neulich zu mir: meine Tabuzone, meine Gürtellinie, sitzt ziemlich hoch. Am Hals. Gemeint war: alles, was nicht ins Gesicht gesagt wird, kann ziemlich schnell darunter fallen.
Sie meinte auch, dass das eine Alterserscheinung sei. Das Thema interessiere sie einfach nicht mehr.
Bei anderen hängt die Gürtellinie auf Knöchelhöhe. Egal, was man anspricht, wenn es den Körper betrifft und freundlich ist, kann man eigentlich überall ins schwarze treffen.
Winzig kleiner Exkurs:
Warum singt der Vogel, warum malt der Maler, warum schreibt der Dichter, warum singt der Sänger?
Warum prügelt sich der Boxer, warum kämpft der Tennisspieler?
Weil sie die Weibchen beeindrucken wollen.
So weit, so klar, weiß eigentlich jeder, ist aber kaum jemandem bewusst:
Die archaische Prügelei, kultiviert im Sport, Tennis- Wettkampf, kulturelles Schaffen, Malen, Singen, auch dichten sind kultivierte Formen der Balz, Vorbereitungen sexueller Annäherung.
Ob sie funktionieren, ob Mann damit auf Resonanz stößt – das hängt nun tatsächlich auch vom kulturellen Niveau ab. Und von der „Höhe der Gürtellinie“ – der sexuellen Bereitschaft des Publikums. Welche Frauen gehen – warum zu Boxkämpfen?
Da sind wir wieder bei der Gürtellinie. Aber DARÜBER! Das sexuelle Begehren wird über die Gürtellinie gehoben – und mündet in Sport, Wettkampf, Kultur – in allen möglichen Erscheinungsformen. (AUCH, um die dämonische Kraft der Medusa, weiblicher Schönheit, zu bannen: https://iuaviabelfjea.byteway.dev/index.php/2020/04/27/woher-kommt-maennliche-kreativitaet-prolog-zum-beitrag-v-24-3-2020/ )
Zum Beispiel Musik:
Hier die Gitarrensaite, dort der Resonanzboden. Die sexuelle Energie eines Boxkämpfers, eines Tennisspieler ist sicherlich eine andere als die eines Romanciers. Entsprechend kann ich mir kaum vorstellen, dass es Frauen gibt, die sonntags tagsüber in die Kunstausstellung und am Abend zum Boxkampf gehen. Was den einen als primitives Catcalling einfach zuwider ist, empfinden andere Frauen als Kompliment.
Mehr oder weniger:
Damit sind wir bei der zweiten Dimension. Neben den sportlichen und kulturellen vielfältigen Formen und „Qualität“ gibt es noch eine andere Dimension, ein breites Spektrum der sexuellen Impulse, sexuelle „Polarität“:
Auf der einen Seite des Spektrums stehen Adriano Celentano und Eros Ramazzotti – und Auf der anderen Seite die „Ed Shiran-/ Tokio Hotel Intensität“.
Und so wenig sich irgendjemand über die sexuelle Qualität von Sportarten und kulturellen Schaffens bewusst macht, so indifferent ist der Zeitgeist auch bezüglich deutlicher Männlichkeit auf der einen und sexueller Ambivalenz auf der anderen Seite.
Dass ausgerechnet eine Ikone der Männlichkeit, Brad Pitt die Hauptrolle im Film „Fight Club(!)“ spielte, ist ebenso sehr die Ausnahme wie der Erfolg von Vikings und Valhalla Calling.
Was schade ist.
Denn ohne den Mut zur Polarität fehlt, fällt auch die Liebe und die Sexualität ab – oder ganz flach.
Die Therapeutin, die ihre Gürtellinie am Hals sieht, ist eben auch seit Jahren schon
Single.


